Feuerwehrübung: Starke Rauchentwicklung aus Scheune. Vermutlich drei Personen noch im Gebäude!
Starke Rauchentwicklung aus Scheune. Vermutlich drei Personen noch im Gebäude! So lautet die beklemmende Alarmdurchsage der Leitstelle, welche am Dienstag die Löschgruppen Till-Moyland der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Bedburg-Hau und der Löschgruppe Wissel der Freiwilligen Feuerwehr Kalkar zu einem Brandeinsatz auf ein als Imkereibetrieb genutztes landwirtschaftliches Anwesen an der Moyländer Allee in Marsch setzte. Eilig rüsten sich die Kameraden aus, bereits kurze Zeit später setzen sich die Einsatzfahrzeuge in Bewegung und erreichen nach kurzer Fahrt die Einsatzstelle. Sofort ist festzustellen, dass aus allen Öffnungen des Gebäudes dicker, grauschwarzer Rauch dringt, noch beunruhigender aber sind die lauten Hilferufe, die aus dem Obergeschoss des Gebäudes dringen. Der sichtlich nach Fassung ringende Eigentümer teilt dem Einsatzleiter mit, dass das Erdgeschoss zur Bienenhaltung und als Imkerei genutzt wird, während der Oberboden den Kindern des Hauses als Spielbereich zur Verfügung steht. Dort sind Tischtennisplatte und diverse andere Spielmöglichkeiten vorhanden. Seine beiden Kinder und ein drittes, dort spielendes Kind aus der Nachbarschaft seien noch oben, er habe wegen des dichten Rauchs seine Rettungsversuche abbrechen müssen. Nach einer kurzen Erkundung des Einsatzleiters geht der erste Angriffstrupp vom HLF 10 Till-Moyland unter Atemschutz mit einem C-Hohlstrahlrohr und Brandfluchthauben zur Menschenrettung vor, während der verbleibende Teil der Einsatzkräfte die Wasserversorgung aufbaut und die Einsatzstelle großzügig ausleuchtet.
Weit kommt der vorgehende Trupp allerdings nicht, denn bereits beim Öffnen der Scheunentüre stellt er im Bereich des Treppenaufgangs zum oberen Boden ein größeres Feuer fest. Dort brennen mehrere Futtersäcke und diverse andere, an dieser Stelle gelagerte Gerätschaften und Maschinen. Sofort rückt ein weiterer Trupp vom HLF 20 der Löschgruppe Wissel ebenfalls unter Atemschutz mit einem zweiten Strahlrohr nach und unterstützt bei der Brandbekämpfung, um schnellstmöglich einen Angriffsweg für die Rettung der im Gebäude vermissten Personen zu schaffen. Während an dieser Stelle noch das Feuer bekämpft wird, bahnt sich parallel hierzu ein zweiter Atemschutztrupp aus Wissel mit einem weiteren C-Hohlstrahlrohr zur Eigensicherung und einer Wärmebildkamera unter Nutzung einer Steckleiter von Außen einen Weg durch eine ehemalige Futterluke auf den oberen Boden. Nachdem die Hilferufe nach und nach schwächer geworden sind, sind diese unterdessen ganz verstummt, ein weiteres Indiz dafür, dass nun höchste Eile geboten ist, die vermissten Kinder zu suchen und zu retten. Nach kurzer Zeit ist das erste vermisste Kind gefunden und kann nun, da das Feuer im Bereich des Treppenaufgangs abgelöscht ist, durch das Treppenhaus nach Außen gebracht und dem Rettungsdienst übergeben werden. Mit Hilfe der Wärmebildkamera ist auch das zweite Kind schnell aufgefunden und wird über die Treppe nach draußen ins Freie gebracht, wo der Rettungsdienst bereitsteht, um es zu übernehmen.
Schwierig gestaltet sich die Suche nach dem dritten vermissten Kind. Das Feuer im Bereich des Treppenaufgangs ist zwischenzeitlich wieder aufgeflammt, dieser Rückzugweg für den noch im Gebäude befindlichen Trupp ist abgeschnitten. Im dichten Rauch sehen die Kameraden ihre eigene Hand vor Augen nicht und tasten sich auf den Knien vorwärts. Am anderen Ende des Gebäudes, hinter einer Zwischenwand in einem nicht verqualmten Raum, finden sie schließlich das dritte Opfer. Dieses muss, da der Treppenaufgang mittlerweile durchgebrannt ist, durch das ganze Gebäude zurück zur gegenüberliegenden Stirnwand geführt und aufwendig durch die offene Futterluke wieder über die Steckleiter gerettet werden. Schließlich kann es auf den letzten Drücker, der Atemluftvorrat in den Geräten der Kameraden neigt sich dem Ende zu, ins Freie gebracht und an den bereitstehenden Rettungsdienst übergeben werden.
Das Feuer im Gebäude wurde indes parallel zur erfolgreichen Menschenrettung mit mehreren Rohren bekämpft und so konnte nach etwa 45 min. Einsatzdauer durch den Einsatzleiter "Feuer aus" an die Leitstelle gemeldet werden.
Gott sei Dank handelte es sich bei diesem Szenario, welches die beiden Löschgruppen Till-Moyland und Wissel auf den Plan rief, nur um eine groß angelegte Einsatzübung der beiden Wehren. In der Nachbesprechung kam von allen Beteiligten zum Ausdruck, dass die vorgefundene Lage mit den vermissten Kindern als besondere Herausforderung anzusehen war. Schließlich und endlich aber wurde deutlich, dass die getroffenen Maßnahmen und die Einsatzabwicklung angemessen und zielgerichtet waren, was für den erfolgreichen Übungsverlauf maßgeblich gewesen sei.
Schon seit vielen Jahren treffen sich die Wehrleute aus Till-Moyland und Wissel einmal jährlich, um über die Gemeindegrenzen hinaus miteinander zu üben und im Anschluss auch die Kameradschaft zu pflegen. Schon in der Nachbesprechung lud der Gruppenführer der Löschgruppe Wissel zur nächsten Übung für das Jahr 2015 nach Wissel ein.
Text: Hans-Peter Linzen, Löschgruppe Till-Moyland