Einsatzübung am Schloss Moyland
Museen gelten als Orte, an denen eine Sammlung von künstlerisch oder historisch wertvollen Gegenständen besichtigt werden kann. Das trifft in vollem Umfang auch auf das Museum Schloss Moyland zu. Dort, wo Menschen wie im Museum Schloss Moyland, die Gelegenheit haben moderne Kunst zu bestaunen, braucht es natürlich auch Mitarbeiter, die alles dafür tun, dass sich Besucherinnen und Besucher des Museums dort wohlfühlen können.
Ihren Arbeitstag hatten sich vier Mitarbeiter am vergangenen Dienstag aber ganz anders vorgestellt. Zwei Hausmeister waren in ihrem Büro im 2. Dachgeschoss der linken Vorburg beschäftigt, zwei weitere nahmen in einem gegenüber liegenden Pausenraum ihre Mahlzeit ein und im 1. Dachgeschoss war ein Restaurator in seiner Werkstatt dabei, ein Kunstwerk so herzurichten, dass es noch viele Jahre der Nachwelt erhalten bleiben kann.
Alle wurden durch jäh durch Auslösung des Feueralarms der automatischen Brandmeldeanlage in ihren Tätigkeiten unterbrochen. Im 2. Dachgeschosses waren in einem direkt am Flur befindlichen Lagerraum dort gelagerte Malerutensilien in Brand geraten. Unglücklicherweise stand die Türe dieses Lagerraums weit auf, so dass der entstehende Brandrauch sich ungehindert im Treppenhaus ausbreiten konnte.
Als die Mitarbeiter aus ihren Büros und dem Pausenraum den Flur betreten wollten, um das Gebäude über das Treppenhaus zu verlassen, war dieses bereits völlig verraucht. Trotzdem versuchte einer der Hausmeister, das Feuer in dem Lagerraum mit einem Feuerlöscher zu löschen. Allerdings gelang ihmaufgrund der bestehenden Sichtbehinderungen durch den dichten Rauch nicht. Er fand den Weg zurück ins Büro nicht mehr und verlor direkt in dem Flur das Bewusstsein. Der zweite Hausmeister hatte objektiv keine Möglichkeit, seinem Kollegen zu helfen. Er konnte sich nur in sein Büro zurückziehen, die Türe zum Flur verschließen und sich am Fenster bemerkbar machen, wo er im späteren Verlauf des Einsatzes durch den auf der Rückseite des Gebäudes erkundenden Melder vorgefunden und bis zur Rettung durch laute Zurufe von Außen betreut und beruhigt wurde.
Zunächst hatte sich den ersteintreffenden Kräften bei Erreichen der Einsatzstelle ein auf den ersten Blick unscheinbares Bild geboten, offensichtlich war alles wie immer. Allerdings quoll sofort bei Öffnung der Außentüre zum Treppenhaus der linken Vorburg dichter Rauch aus dem Gebäude.
Ein Mitarbeiter des Museums, welcher sich im nicht vom Brandereignis betroffenen Erdgeschoss der Vorburg aufgehalten hatte, wies den Gruppenführer des ersteintreffenden HLF darauf hin, dass sich oben noch mehrere Personen aufhalten müssen. Sofort ging ein Trupp unter Pressluftatmer mit einem C-Strahlrohr mit dem Auftrag der Menschenrettung und Brandbekämpfung durch das Treppenhaus bis in das 1. Dachgeschoss vor.
Um den Einsatzkräften wie den zu rettenden Mitarbeitern den Weg durch den dichten Brandrauch zu ersparen, hatte der erste Trupp den Auftrag, die in dem Büro tätigen Hausmeister über eine aus diesem Bereich ins 1. Dachgeschoss führende klappbare Nottreppe in die darunterliegende Werkstatt des Restaurators und von dort weiter ins Freie zu bringen. Allerdings war die Nottreppe nicht sofort nutzbar, bei Betreten der Werkstatt musste festgestellt werden, dass der Restaurator in Unkenntnis des Vorhandenseins dieser Rettungstreppe den darunterliegenden Bereich mit seinen Materialien vollgestellt hatte. Also blieb nichts anderes übrig, als den Bereich der klappbaren Nottreppe frei zu räumen. Der in dem darüber liegenden Büro aufhältige Mitarbeiter konnte sodann über diese Fluchttreppe zunächst in die Werkstatt des Restaurators gerettet und dann über das mittlerweile durch Auslösen des Rauchabzugs nahezu rauchfreie Treppenhaus ins Freie gebracht werden.
Unmittelbar nach dem Eintreffen der anderen alarmierten Einheiten wurden weitere Trupps mit dem Auftrag der Menschenrettung und der Brandbekämpfung ins Gebäude geschickt. Die Rettung des bei seinem Löschversuch verletzten Hausmeisters gestaltete sich schwieriger. Bevor er durch das mittlerweile annähernd rauchfreie Treppenhaus gerettet werden konnte, musste zunächst das Feuer bekämpft und gelöscht werden. Nach der erfolgreichen Brandbekämpfung konnten dann auch die beiden in dem Pausenraum aufhältigen Mitarbeiter durch das Treppenhaus gerettet und dem Rettungsdienst übergeben werden.
Ziel dieser, von Seiten des Museums Schloss Moyland angeregten Einsatzübung, an der die Einheiten Till-Moyland, Hasselt und Huisberden-Emmericher-Eyland-Bylerward beteiligt waren war es, das Zusammenwirken der für das Museum Schloss Moyland örtlich zuständigen Einheiten zu üben. Auch war es beabsichtigt, das richtige Verhalten der Mitarbeiter des Museums in einem Brandfall zu trainieren und die im 2. Dachgeschoss zusätzlich vorhandene klappbare Rettungstreppe auf ihre Funktion und Funktionalität zu testen. Außerdem war es der Museumsleitung wichtig, die Mitarbeiter für diese Möglichkeit einer Selbstrettung im Falle eines Brandes in diesem Bereich zu sensibilisieren.
Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Einheiten weitestgehend gut funktioniert hat. Die ersten vermissten Personen konnten im Rahmen der eingeleiteten Maßnahmen in einer angemessenen Zeit aufgefunden und gerettet werden, nach dem Löschen des Feuers konnten zwei weitere ebenfalls zügig dem Rettungsdienst übergeben werden. Die Einsatzstelle wurde im Rahmen des vom Erdboden aus Möglichen gut und zielführend erkundet, die auf Grundlage dieser Erkundung getroffenen Erstmaßnahmen waren weitestgehend richtig und zielführend. Auf Grundlage dieser Maßnahmen konnte sich der Einsatz in der Folge gut entwickeln und erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.
Einigkeit herrschte bei den eingesetzten Einheiten darüber, dass ein Objekt in den Dimensionen des Museums Schloss Moyland allein aufgrund seiner Größe für die Feuerwehr eine besondere Herausforderung darstellt. Zudem muss damit gerechnet werden, dass in einem Brandfall während der regulären Öffnungszeiten des Museums eine größere Anzahl Menschenleben zu retten sein wird. Dies würde für die eingesetzten Feuerwehren zusätzlich zu den räumlichen Dimensionen nochmals eine erhebliche Eskalation der Gefahrensituation bedeuten. Aus dieser Erkenntnis heraus ist es daher zwingend notwendig, regelmäßig unter den besonderen Gegebenheiten dieses Objekts die koordinierte Zusammenarbeit aller eingesetzten Einheiten zu trainieren.
Abschließend hatte es sich das Museum Schloss Moyland nicht nehmen lassen, die beteiligten Einsatzkräfte mit einem leckeren Imbiss und kühlen Getränken zu stärken. Es folgte ein gemütliches Beisammensein in den Räumen des Museumscafes, bei dem auch das kameradschaftliche Miteinander zu seinem Recht kam.
Text/ Fotos: Löscheinheit Till-Moyland, Hans-Peter Linzen